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Werkstoffverträglichkeit #33261 22.08.2022 12:11
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JanRo Offline OP
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Hallo zusammen,

gibt das ADR eigentlich eine klare Vorgabe, welcher Werkstoff verwendet bzw. nicht verwendet werden darf? Ich sehe da nur abstraktere Angaben. Aber wenn ich z.B. UN 2031 - Salpetersäure, mit 55% Säure, 28 kL verschicken möchte, gibt mir die Tabelle A aus Kap. 3.2 nur folgende Inhalte wieder:

P001 – Verwendete Verpackungsmaterialien
PP81 – Begrenzung der Verwendungsdauer von Kunststoffverpackungen auf 2 Jahre
MP8, 17 - Zampackungsverbote
T10 – Tankanweisung: Dicke, Druck, Bodenöffnungen…
TP2 - Füllungsgrad
L10BH – Mindesttankanforderung
TC6 – Wenn Tank aus Al: Muss eine Reinheit von mind. 99,5 %, Wanddicke 15 mm mind. oder weniger bei höherer Reinheit (Berechnung: 6.8.2.1.17 ADR)
TT1 – Tanks aus Reinaluminium: Wasserdruckprüfung
AT - Fahrzeugbezeichnung (Aufsetztank)
CV24 – Reinigungsvorschrift vor Beladung
S14 – Überwachung der Fahrzeuge bei jeder Menge

Mit Aluminium und Salpetersäure bin ich mir nicht ganz einig. Zwar passiviert Al an der Oberfläche schnell, aber ob dieser Schutz von Dauer ist weiß ich nicht. Spätestens oberflächliche Beschädigungen sind kritisch wegen Lochfraß.
Zwischen pH 4 bis 9 soll Al aus diesem Grunde dennoch korrosionsbeständig sein. Aber komme ich bei 28 kL und dieser Konz nicht in diesen Bereich:

28 000 L UN 2031 (55 %ig): pH = -log(H+), M(HNO3)=63 g/mol
15 400 L reine HNO3 * 1,51 g/mL = 23 254 kg HNO3 in 28 kL Gesamtladung
M=m/n -> n=m/M: 23 254 kg HNO3 = 369, 111 kmol HNO3
369 111 mol/28000 L = 13,18 mol/L H+ -> pH = -1,1

Sofern meine Berechnungen und Annahmen richtig sind: Wie kann nun der Anwender allein anhand der Vorschriften des ADR erkennen, welches Tankmaterial er nehmen kann und welches er meiden sollte? Hab ich da was grob übersehen? Also abgesehen von irgendwelchen allgemeinen Angaben wie "soll nicht mit dem Werkstoff reagieren" oder sowas. Und wenn das tatsächlich fehlt: Gibts dafür einen Grund?

Re: Werkstoffverträglichkeit [Re: JanRo] #33262 22.08.2022 12:13
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M.A.T. Offline
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Hallo, Sie müssen als Verpacker oder Befüller sicherstellen, daß die Verträglichkeit gegeben ist, und die Zulassungsunterlagen das wiedergeben. Der Gesetzgeber ist grundsätzlich technologieoffen und gibt die Schutzziele vor, was auch gut ist; nur vereinzelt werden z.B. in Teil 6.9 Detailvorgaben gemacht. Deshalb unbedingt auch die ggf. relevanten Normen und Teile beachten, die GG-Tabelle gibt nur die stoffspezifischen Kodierungen an!
Gruß
M.A.T.

Re: Werkstoffverträglichkeit [Re: JanRo] #33268 22.08.2022 15:48
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Nitro Offline
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Hallo JanRo

Vergiss das mit dem pH-Wert und konzentrierten Säuren schnell wieder.
Das funktioniert nur in verdünnten, wässerigen Lösungen einigermassen zuverlässig.
Zumal pH-Werte jenseits von <0 oder >14 in Wasser gar nicht möglich sind.

Um Erfahrungswerte (oder eigene Korrosionstests) kommt man da kaum rum.
Bei der Schwefelsäure ist es auch so, dass bei sehr hoher Konzentration Stahl beständig ist.
Dann gibt es einen Bereich, da geht Stahl nicht und ab einer gewissen Verdünnung geht es wieder.

Gruss
Nitro

Re: Werkstoffverträglichkeit [Re: JanRo] #33269 23.08.2022 06:14
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ATHI Offline
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Moin,
ich weiß nicht ob es hilft, aber hier gibt es eine Beständigkeitsliste von diversen Stoffen bei denen man schauen kann zu welchem Stoff welches Material beständig ist.

https://www.rct-online.de/de/RctBestaendigkeitsliste


_________
Gruß
André
Re: Werkstoffverträglichkeit [Re: Nitro] #33278 23.08.2022 12:16
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JanRo Offline OP
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Hi Nitro,

das hilft mir jetzt nicht wirklich weiter, außer, dass ich keine 55 %ige Salpetersäure in einen Aluminiumtank füllen werde, da der (relativ) korrosionsbeständige pH-Bereich, sofern der überhaupt zutreffend ist, klar überschritten ist.
Der pH-Wert gibt ja nur den neg. dek. Logarithmus der H+-Ionenkonzentration wieder. Bei Lösungen mit mehr als 1 mol/L Säure wird der pH-Wert immer unter 0 sein. Heißt das nun, dass Säuren in Konzentrationen über 1 mol/L in Wasser gar nicht möglich sind?... Irgendwann ist zwar das Wasser mengenmäßig so unterschüssig, dass sich nicht mehr H3O+ bilden kann. Aber ist das bei 1 mol/L doch nicht der Fall; zumal mehrprotonige Säuren da noch nicht drin sind?

Aber klar - Erfahrungswerte und Korrosionstests spielen hier vermutlich die Hauptrolle. Aber irgendwo zentral erfasst, welche Bereiche für welche Säuren/Laugen mit einem jeweiligen Bereich passen, gibt es nicht, oder? Der Link von rct zeigt nur quasi Ampelförmig, obs passt oder nicht. Aber mich würden da mehr Daten interesieren.

Jedenfalls zusammenfassend: Das ADR gibt keine konkreten Angaben, welcher Tankwerkstoff zu wenden ist bzw. welcher nicht. Es sind nur allgemeine Angaben vorhanden. Für den konkreten Stoff und Werkstoff muss anderweitig geprüft werden.

Zuletzt bearbeitet von JanRo; 23.08.2022 12:32.
Re: Werkstoffverträglichkeit [Re: JanRo] #33285 24.08.2022 05:57
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Nitro Offline
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Hallo JanKo

Entschuldige die etwas saloppe Aussage von meinem Vorherigen post, es ist lange her mit der anorganischen Chemie.
Aber eine Betrachtung der Galvanischen Korrosion ("Batteriezelle") funktioniert nicht immer.
Insbesondere Passivierende Effekte, (Chlorid-) Lochfrass oder Wasserstoffversprödung werden dabei schnell mal vernachlässigt.
Reinaluminium ist in der Tat gut beständig gegen konzentrierte Salpetersäure.
Wie es sich mit 55% verhält, kann ich dir leider nicht sagen aber ich hätte gesagt "nicht Beständig".

Das ADR schweigt sich hierzu in der Tat völlig aus.

Detaillierte Daten dazu solltest du z.B. in der DECHEMA-Werkstofftabelle (Kostenpflichtig) finden, samt Abtragsraten.
Alternativ gibt es Dienstleister die das im Detail beurteilen können und auch entsprechende Versuche für dich machen können.

Gruss
Nitro

Re: Werkstoffverträglichkeit [Re: Nitro] #33286 24.08.2022 08:56
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Hallo JanRo,
ich denke, wenn Sie geklärt haben wie (also welche Verpackung) sie die Salpetersäure versenden wollen, sollten Sie die Beständigkeit/Zulässigkeit der Verpackung mit dem Hersteller der Verpackung klären. Wenn ich das richtig verstehe (4.1.1.21 ff) dann ist Salpetersäure 55 % auch Standardflüssigkeit für Beständigkeitsprüfungen.
Gruß Gandalf

Re: Werkstoffverträglichkeit [Re: Gandalf] #33287 24.08.2022 09:15
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Hallo, für Tanks ergibt sich die Stoff-Eignung z.B. aus den Angaben nach 6.8.3.5.6.
Gruß
M.A.T.

Re: Werkstoffverträglichkeit [Re: JanRo] #33288 24.08.2022 09:53
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Wolfgang Offline
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Hallo JanRo,

Ihre 1. ursprüngliche Fragestellung war doch, ob es im ADR genaue Vorgaben für die Beständigkeit bestimmter Materialien für die Umschließung (Verpackung etc) in Bezug auf ein bestimmten Gefahrgutes gibt. Das wurde ja schon beantwortet. Nur noch eine kleine Ergänzung: Meiner Ansicht nach ist das im Regelwerk ADR gar nicht leistbar. Wenn ich mir nur vorstelle, wie viele verschiedene Chemikalien und Mischungsverhältnisse es gibt, die als Gefahrgut versendet werden könnten. Das würde ja ins unermessliche führen. Und wer will das alles geprüft haben. Deswegen kann das ADR nur Rahmenvorgaben bis zu einem bestimmten Bereich geben. Die weiteren Prüfungen müssen von den Verantwortlichen der Verpacker etc. vorgenommen werden.
Aber oftmals werden doch diese Prüfungen überhaupt nicht gebraucht. Da genügend verlässliche Erfahrungswerte und Daten aus vorangegangenen Transportaktivitäten zu dem jeweiligen Transportvorgang (bei Ihnen, 2. Fragestellung, UN 2031 Salpetersäure, mit 55 % Säure in einer Umschließung aus Aluminium) vorliegen. Ich, als kein Chemieexperte, würde so vorgehen: 1) in bereits erwähnten kostenfreien veröffentlichten Beständigkeitslisten/Tabellen/Ausarbeitungen nachschauen, welche Ergebnisse/Informationen dort vorliegen 2) Ich gehe davon aus, dass dieses Gefahrgut nicht zum ersten Mal zum Transport kommt. Deswegen würde ich bei der Chemischen Industrie, Chemiedienstleistern, Verbänden recherchieren, welche Erfahrungswerte vorliegen bzw. ob dort Aluminium als Umschließung zum Einsatz kommt bzw. gekommen ist. 3. Eine weitere Möglichkeit wäre in D bei der BAM, Referat Gefahrgut-Umschließungen, zur Problematik anzufragen.
Die aufgezeigten Möglichkeiten hätten auch gute Nebeneffekte. Es könnten Zeit und Kosten gespart werden, um das Problem zu lösen. Oder habe ich etwas in den Fragestellungen nicht richtig verstanden?

Freundliche Grüße

Wolfgang

Re: Werkstoffverträglichkeit [Re: Gandalf] #33290 24.08.2022 16:44
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M.A.T. Offline
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Ursprünglich geschrieben von: Gandalf
Hallo JanRo,
...Wenn ich das richtig verstehe (4.1.1.21 ff) dann ist Salpetersäure 55 % auch Standardflüssigkeit für Beständigkeitsprüfungen.
Gruß Gandalf


Hallo, Gandalf,
ja, sehe ich auch so, aber: Soweit ich verstehe gilt 4.1.1.21 nur für Kunststoff als Material, nicht aber für Metalle, oder?
Gruß
M.A.T.

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