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Gefahr einschätzen bei Gefahrgut Leckage #17434 26.08.2013 14:47
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michi-loeffler Offline OP
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Hallo Liebe Kollegen,

ich bin gerade dabei unser Notfallmanagement auf fordermann zu bringen und auch die entsprechenden Mitarbeiter zu schulen.

Jetzt meine Frage:
Woher weiss z.B. der Lagermeister wie er reagieren muss wenn ein Stoff austritt ? Es könnte nur harmloses Zeugs sein aber es könnte auch ein sehr schlimmer Stoff sein. Klar er erkennt an der UN Nummer schon einmal den Stoff. Aber bis er nachgeschlagen hat was es ist, ist schon eine Menge Zeit vergangen und wahrscheinlich kann er mit der bezeichnung auch nichts anfangen.

Ist es korrekt, dass er anhand der Verpackungsgruppe die gefährlichkeit des Stoffes realistisch einschätzen kann ? Also ist es sinnvoll bei einem Stoff der VPG I gleich die feuerwehr zu rufen ?

Ich weiss noch nicht so recht wie ich die dem Lagermeister Schulen soll und worauf er achten muss.

Für Eure Hilfe im Voraus besten Dank!


Freundliche Grüße aus Oberschwaben.

Michael L.
Re: Gefahr einschätzen bei Gefahrgut Leckage [Re: michi-loeffler] #17435 26.08.2013 15:49
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GG1 Offline
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Hallo michi-loeffler,

einen ersten Ansatz findest Du in den § 14 Betriebsanweisungen nach Gefahrstoffverordnung. Weitere Hinweise kannst Du den Sicherheitsdatenblättern der Produkte entnehmen.

Grüße
GG1

Re: Gefahr einschätzen bei Gefahrgut Leckage [Re: GG1] #17436 26.08.2013 16:23
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michi-loeffler Offline OP
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Hallo GG1,

ja dass ich in den SDB die Gefahr einstufungen finde ist mir bewusst. Allerdings vergeht auch hier ein entsprechend langer Zeitraum bis das SDB
aufgetrieben wurde.

Mir geht es darum ob ich anhand der Verpackungsgruppe die gefahr einschätzen lassen kann. Beispielsweise sage ich dem Lagermeister: Wenn VPG I dann ruf die Feuerwehr und alle raus aus der Halle ??


Freundliche Grüße aus Oberschwaben.

Michael L.
Re: Gefahr einschätzen bei Gefahrgut Leckage [Re: michi-loeffler] #17437 26.08.2013 16:37
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GG1 Offline
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Hallo michi-löffler,

ich weis natürlich nicht, wie viele unterschiedliche Stoffe (und in welchen Mengen) ihr lagert bzw. wie oft andere, neue Stoffe dazu kommen. Habt ihr keine Gefährdungsbeurteilung für euer Lager?

Grüße
GG1

Re: Gefahr einschätzen bei Gefahrgut Leckage [Re: GG1] #17438 26.08.2013 16:40
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Hallo,

doch die gibt es ... Wir lagern nicht wir schlagen nur um und zwar so ziemlich alles und auch unterschiedlich. Wir reden hier am Tag von ca. 70 verschiedenen UN Nummern.


Freundliche Grüße aus Oberschwaben.

Michael L.
Re: Gefahr einschätzen bei Gefahrgut Leckage [Re: michi-loeffler] #17439 26.08.2013 18:36
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King_Louie_21 Offline
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Hallo Michael,

woran möchtest Du erkennen, ob es sich bei einem Versandstück um VG I handelt oder nicht? Angaben zur Verpackungsgruppe sind im Beförderungspapier und im Sicherheitsdatenblatt, aber in der Regel nicht direkt auf dem Versandstück zu finden. Handelt es sich bei dem Gefahrgut auch im Gefahrstoff, dann können die Gefahren- und Sicherheitshinweise (H-/P-Sätze) oder die alten R-/S-Sätze, die sich auf jedem Gefahrstoff-Etikett befinden, evtl. schneller weiterhelfen.

Bei Brand- und Explosionsgefahr sowie bei inhalationstoxischen Stoffen und Stoffen, die bereits ohne direkten Kontakt zu Verätzungen der Atemwege und Schleimhäute führen können, ist eine sofortige Räumung des Gefahrenbereichs angezeigt und ich würde hier immer die Feuerwehr informieren. Auch bei anderen Leckagen ist der Gefahrenbereich abzusperren. Die Bergung eines undichten Versandstücks darf nur dann selbst vorgenommen werden, wenn die erforderliche Schutzausrüstung vorliegt und von geschultem Personal verwendet wird. In allen anderen Fällen sind die Chemie-Trupps der Feuerwehr sicher die bessere Adresse.

Falls die TRGS 510 (Lagerung von Gefahrstoffen in ortsbeweglichen Behältern) in Eurem Fall nicht anwendbar ist, weil der Umschlag immer innerhalb < 24 Stunden (außer sonntags) stattfindet und somit keine Lagerung erfolgt (§ 2 Abs. 5 GefStoffV), so ist dennoch eine Gefährdungsbeurteilung gem. TRGS 400 vorzunehmen, die Betriebsstörungen berücksichtigt. Eine Leckage würde ich als Betriebsstörung ansehen. Evtl. kann die TRGS 510 als Orientierungshilfe dienen, da sie an mehreren Stellen auch auf Leckagen eingeht.

Auf Basis der Gefährdungsbeurteilung sind dann u.a. die von GG1 bereits angesprochenen Betriebsanweisungen (TRGS 555) zu erstellen und Unterweisungen der Beschäftigten vorzunehmen.

Der Gefahrgutbeauftragte kann hier aus meiner Sicht zwar gut zuarbeiten und sollte involviert werden; die Federführung würde ich bei diesem Thema aber der Fachkraft für Arbeitssicherheit zuweisen. Für die Umsetzung sind dann der Arbeitgeber und dessen Führungskräfte zuständig.

Schöne Grüße.

Zuletzt bearbeitet von King_Louie_21; 27.08.2013 05:05.
Re: Gefahr einschätzen bei Gefahrgut Leckage [Re: King_Louie_21] #17440 27.08.2013 09:57
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Mavo Offline
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Moin Moin Kollegen,

wir verfahren bei uns im Betrieb wie folgt:
1. Handelt es sich um unser eigenes Produkt oder um einen Rohstoff den wir für unsere Produkte beziehen, dann kennt sich unser Personal mit dem entsprechenden Stoff auch aus. In diesem Fall wird unsere kleine "Betriebsfeuerwehr" mit der Beseitigung des Problems beauftragt.

2. Ist die Leckage größer oder das auslaufende Produkt gefährlicher wie z.B. ausgelaufenes Peroxid (Klasse 5.2) bei hohen Außentemperaturen, dann wird die örtliche Feuerwehr verständigt, und von uns nur Absperr-, Evakuierungsmaßnahmen sowie das abschiebern, abdichten der Gullys durchgeführt.

3. Ist es ein Fremdprodukt das uns nicht bekannt ist (dass z.B. ein Stückgut LKW auf der Ladefläche hat), dann wird der Bereich abgesperrt, die umliegenden Gullys abgedichtet und sofort die örtliche Feuerwehr verständigt, hier werden sich unsere Mitarbeiter ansonsten nicht weiter dem Fahrzeug nähern.
Eine Identifikation des Stoffes obliegt dann der Feuerwehr.

Mit dieser Regelung verfahren wir eigentlich ganz gut.

Jetzt muss ich doch nochmal editieren.
Dies ist auf ein Produktionsbetrieb bezogen. Da ich selber mal in einer Spedition war, und auch noch aktives Feuerwehrmitglied bin, würde ich folgende Maßnahmen vorschlagen:
Austritt von
Klasse 2 Produkten: Evakuierung des Gebäudes da eine Eindämmung durch die Mitarbeiter nicht möglich ist. Sollten nur eine oder zwei Spraydosen das Gas verlieren reicht meines Erachtens nach Lüften ( Vorsicht bei Klasse 2.2 und 2.3 Gasen)
Klasse 3 Produkten: Aufnahme mit Bindemittel, Abdichten von Abflüssen sowie Belüftung des Raumes. Hierzu gehört aber auch kein funkenschlagendes Werkzeug benutzen oder Stapler langfahren lassen.
Klasse 4 Produkte: würde ich persönlich die Feuerwehr rufen, erstens kann sich das Pulver unter Umständen sehr leicht verteilen, zweitens können sich die Produkte auch selbst entzünden.
Klasse 5 Produkte: Ich persönlich sage hier Finger weg und Feuerwehr machen lassen.
Klasse 6 Produkte: siehe Klasse 5
Klasse 8 Produkte: siehe Klasse 5
Klasse 9 Produkte: diese zum größten Teil selbst Händelbar, da meistens nur Umweltgefährlich.

Stinkt es schon stark nach dem ausgetretenen Produkt kann es schnell zu Atembeschwerden kommen, dann Feuerwehr machen lassen, die riskieren mit Atemschutzgeräten nicht Ihre Gesundheit.

Wie gesagt das ist meine persönliche Meinung. Man muss natürlich auch immer die auslaufenden Mengen berücksichtigen ( bei 1000 Liter IBC) bekommt man den schlecht selbst abgedichtet / aufgefangen und auch das Wetter. Bei hohen Temperaturen ein leicht entzündliches Klasse 3 Produkt zu händeln ist auch nicht ohne.

Gruß
Marco Vollmer

Zuletzt bearbeitet von Mavo; 27.08.2013 10:09.
Re: Gefahr einschätzen bei Gefahrgut Leckage [Re: Mavo] #17441 27.08.2013 10:12
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Mavo Offline
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Diesen Beitrag habe ich in teilen mit dem Moderator erarbeitet, der Bericht gibt einen guten Überblick über Verfahrensweisen und Hilfen.

http://www.verkehrsportal.de/board/...0a62aabd37062029&showtopic=41045

Des weiteren gibt es ja mittlerweile die Ericards auch als App fürs Handy wodurch man schnell einen Überblick über die ausgehende Gefahr bekommt, natürlich aufgrund der UN Nummer des Stoffes.

Gruß
Marco Vollmer

Zuletzt bearbeitet von Mavo; 27.08.2013 10:14.
Re: Gefahr einschätzen bei Gefahrgut Leckage [Re: Mavo] #17442 03.09.2013 15:08
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michi-loeffler Offline OP
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Hallo Mavo,

Vielen Dank für die Info. Dies ist ein sehr nützlicher Beitrag für mich!


Freundliche Grüße aus Oberschwaben.

Michael L.

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