Hallo,

ich bekam diese Woche eine Lieferung aus Indien.
Der gelieferte Stoff war Gefahrgut aber nicht als solches gekennzeichnet.
Aussage aus unserem Einkauf war, dass es wohl normal in der dortigen Industrie ist, dass man generell Gefahrgut nie deklariert, da es die notwendige Infrastruktur nicht gibt.
Außerdem seine die Kosten der Gefahrgutsendungen horend hoch, so dass die der Sache so aus dem Weg gehen.
Hat jemand hier Erfahrung ob das auch der Realität entspricht oder mir hier nur jemand einen Bären aufbinden will, um dem Thema Gefahrgut so elegant aus dem Weg zu gehen.
Über die Verantwortung als Empfänger brauchen wir uns hier nicht unterhalten, das ist eine klare Sache.
Mir geht es darum ein klares Bild von der Sache zu bekommen, was GG in Indien betrifft.

Vielen Dank schon mal vorab für eure Mühe.

Grüße

Holger

Hallo coolholgi,

wie hoch ein Potential für die Verschleierung von Gefahrgütern in Indien ist, kann man natürlich nur schwer beurteilen. Aus dem Klasse 1 - Bereich kann ich jedenfalls nichts Negatives berichten.

Ich halte die Auskunft allerdings für mehr als fragwürdig, da der indische Lieferant doch wohl interessiert daran ist, Export-Geschäftsbeziehungen aufrecht zu erhalten. Und ein seriöser Empfänger würde wohl eine solch dubiose Geschäftsbeziehung schnell beenden.

Gruß
Dieter

Hallo, coolholgi,
der generellen Einschätzung möchte ich nicht widersprechen. Eine ganz ähnliche lokale Aussage finden Sie hier:
http://futurenettechnologies.com/ClientSite/HI/seminar.htm
unter "What is hazmat" 2. Absatz.
Möglicherweise kommen Sie hier
http://www.chemexcil.gov.in/
auch weiter.
Die zuständige Behörde ist per Telex (!) erreichbar:
The Directorate General of Shipping
Jahz Bhawan
Walchand Hirachand Marg
Bombay 400 001
INDIA
Phone: +91 22 263 651
Telex: DEGESHIP 2813-BOMBAY


Viel Erfolg.
M.A.T.

Unbekannt ist das Thema Gefahrgut in Indien nicht. Es gibt nationale Gefahrgutvorschriften: Gefahrgutvorschriften in Asien. Inwieweit das auch praktiziert wird, ist eine andere Frage.
Schöne Grüße.

Außerdem ist Indien auch SOLAS Vertragsstaat, und wenn die Ware nicht über den Landwege gekommen ist, muss der IMDG auch bei Verschiffungen ab Indien eingehalten werden.
Das ist aber insgesamt ein großes Problem, nicht nur aus Indien. Und die Fälle, bei denen vorsätzlich manipuliert wird (z.B. am Sicherheitsdatenblatt), kommen leider auch immer wieder vor.

Gruß
Volker

Eine Übersicht über die indischen GG-Vorschriften findet sich hier:
http://www.moef.nic.in/legis/hsm.htm
Gruß
M.A.T.

Habe fuer mehrere Jahre in Indien gelebt und gearbeitet (fuer einen internationalen Konzern, welcher auch stark im Export engagiert war). Die Einhaltung sowohl der lokalen als auch internationalen Regelungen war und ist eine Voraussetzung fuer das Erscheinungsbild des Konzerns.
Bei kleineren, mehr lokal orientierten Unternehmen ist es nicht auszuschliessen, dass aus Kostengruenden nicht immer die Einhaltung von lokalen und internationalen Abmachungen als zwingend angesehen wird.
Es ist fuer mich aber auch erstaunlich, dass bei der Ankunft in Deutschland weder die Wasserschutzpolizei noch der deutsche Zoll keine Beanstandungen gemacht hat, noch dass der Importeur zur Haftung heranzgezogen wird. Irgendwo stimmt die Kette nicht.
Hat der Einkauf den internen Gefahrengutbeauftragten ueber diesen Import informiert? Ist jemand im Einkauf trainiert worden in Bezug auf Gefahrengut? Hat der Spediteur zwischen Importhafen und Importendstation das Gefahrengut nicht erkannt?

Hallo coolholgi,

Indien ist ein wirtschaftlich aufstrebendes Land mit regional unterschiedlich entwickelten wirtschaftlichen Strukturen. Natürlich setzen die international agierenden Konzerne die Gefahrgutvorschriften sachgerecht um, hier achten auch die internationalen Handelspartner darauf. Bei "kleineren" Firmen bin ich mir da aber nicht immer so sicher. Im Import erlebt man allerlei Interessantes und einige Regelwidrigkeiten. Es fängt bei der mangelhaften Ladungssicherung an, geht über fragwürdige selbstkreierte Kennzeichnung und Beschriftung von Versandstücken, z.B. mit dem Nachdruck von copyright geschützten Aufklebern, zu Verpackungen, die wohl nur entfernt mit einer UN-geprüften Verpackung zu tun haben.
Nicht umsonst verschifft die Reederei CMA CGM seit Ende letzten Jahres bestimmte ätzende Flüssigkeiten ab Indien nur noch in Tankcontainern.

Es kann aber kein Land pauschal als regelwidrig handelnd dargestellt werden, es sind immer Einzelne, die aus Unwissenheit, mangelnder Infrastruktur, Kostengesichtspunkten o.ä. so handeln. Hier sind alle Beteiligten der Transportkette gefragt Mißstände abzustellen. Und sei es bei der Bestellung mit einem Mindeststandard.